Vor 80 Jahren: Zerstörung der Amstettner Herz Jesu-Kirche und Trauer um getötete KZ-Häftlinge
Die Pfarre Amstetten Herz Jesu lädt am Donenrstag, 20. März, nach der Frühmesse von 8.15 Uhr bis 10 Uhr in Erinnerung an die furchtbaren Ereignisse am Ende des Zweiten Weltkrieges zum Gebet (ANBETUNGSTAG). Es ist auch eine Bitte um den so dringend benötigten Frieden.
Am 20. März 1945 -also vor 80 Jahren - wurde Amstetten von schweren Bombenangriffen heimgesucht, bei denen viele Menschen starben. Darunter waren dutzende KZ-Häftlinge, die wegen Aufräumarbeiten aus dem damaligen Konzentrationslager Mauthausen in die Mostviertler Stadt gebracht wurden. Man verwehrte ihnen den Zugang zu den Luftschutzbunkern, etliche wurden zerfetzt und hingen in den Bäumen, erinnern sich Zeitzeugen.
Mahnmal für den Frieden
Als die letzten Flieger am 20. März 1945 den Himmel über der Stadt verließen, schlugen die letzten Bomben ein. Eine davon traf auch den Mitteltrakt der Kirche neben den Türmen. Die Kirche und mit ihr die Totenglocke waren jedoch zerstört. An dem Tag, als die meisten Menschen in Amstetten starben und man sie am meisten benötigte, war sie verstummt. Die Reste der Totenglocke aus dem zerstörten Turm der Herz-Jesu-Kirche wurden Jahre später gefunden und wieder zusammengefügt. Sie befinden sich heute in dem Teil der Kirche, der damals von der Bombe besonders zerstört wurde. Und sind ein Mahnmal für den Frieden! Inmitten des Unheils gab es aber auch Heil: Beim Bombenangriff auf die Kirche wurde NIEMAND verletzt. Inmitten der Trümmer der zerstörten Kirche wurde die Marienstatue, die auch heute noch die Marienstatue der Herz Jesu-Kirche ist, heil geborgen!
Kirchen als Orientierungshilfen
Es waren nicht immer Angriffe von Bomberverbänden. Am 16. April 1945 flog abends ein russischer Jagdbomber über die Stadt, der drei Bomben abwarf. Diese trafen den Haupttrakt des Franziskanerinnenklosters, die Klosterkirche und den südlichen Trakt der Amstettner St. Stephans-Kirche. Die Treffer auf die Einrichtungen der römisch-katholischen Kirche geschahen nicht in der Absicht religiöse Symbole treffen zu wollen. Das ergab die spätere Auswertung des Angriffsberichtes. Unumstritten ist jedoch, dass einzelne Flieger sich auch an Kirchen orientierten, die sich häufig in den Zentren von Städten befanden. Bei dem letzten Angriff, am 8. Mai 1945, der so wie der erste Angriff nicht planmäßig erfolgte, fielen die letzten Bomben des Zweiten Weltkrieges auf österreichischem Boden.
Wiederaufbau der Herz Jesu-Kirche
1951 begann der Wiederaufbau der Kirche. Bei der 2. Grundsteinlegung steht als Inschrift: "MENSCHENHASS ZERSTÖRT - GOTTESLIEB BAUT AUF". Dieser Grundstein befindet sich neben der früheren Wandlungsglocke. 1953 wurde eine Holzdecke eingezogen. Anstelle der durch den Krieg verlorenen Glocken wurden Stahlglocken vom Ersten Weltkrieg angebracht, welche bis heute in Verwendung sind (unter Pfarrer Bloderer gab es einen Pfarrgemeinderatsbeschluss: Solange ein Mensch in der Welt hungert, kommen keine neuen Glocken auf unsere Türme).
Die neue Kirchweihe erfolgte durch den damaligen Bischofkoadjutor Dr. Franz König - der später der legendäre Kardinal wurde - am Christkönigsfest 1953. Brigitte Käfer, ehrenamtliche Mitarbeiterin der Topothek, stellte diese bedeutenden historischen Bilder nun zur Verfügung.
